40 Wochen der Schwangerschaft sind vollbracht und du bist an deinem errechneten Geburtstermin angelangt. Doch dein Baby scheint es noch nicht allzu eilig zu haben, deinen Bauch zu verlassen. Von Wehen keine Spur. Muss die Geburt nun eingeleitet werden? Wie läuft so eine Geburtseinleitung eigentlich ab? Vielleicht wünschst du dir selbst eine Einleitung, da du das Ende der Schwangerschaft herbei sehnst. Oder du hast womöglich Angst vor einer Geburtseinleitung, da du gehört hast, dass sich Geburten nach einer Einleitung schmerzhafter anfühlen können. Wir erklären dir, warum eine Geburt manchmal eingeleitet werden muss und welche Methoden es hierfür gibt. Zudem verraten wir dir einige Tipps und Hausmittel, die helfen können, die Wehen auf natürliche Weise anzuregen.
Inhaltsverzeichnis:
Warum muss die Geburt manchmal eingeleitet werden?
Oftmals beginnt die Geburt um den errechneten Geburtstermin herum von ganz alleine. Vielleicht bemerkst du, dass Wehen einsetzen oder deine Fruchtblase sich öffnet und Fruchtwasser unkontrolliert abgeht. Manchmal aber lässt sich das Kind sehr viel Zeit. Wird der errechnete Termin deutlich überschritten, kann das Risiko für bestimmte Komplikationen zunehmen, weshalb dann eine Geburtseinleitung empfohlen wird. Auch kann es andere medizinische Gründe geben, die dazu führen, dass eine baldige Geburt angestrebt wird. In Deutschland wird derzeit etwa jede fünfte Geburt eingeleitet.
Gründe für eine Geburtseinleitung können beispielsweise folgende sein:
- Terminüberschreitung: Wenn der errechnete Termin (ET) um mehr als zehn bis 14 Tage überschritten ist, steigt das Risiko für Komplikationen – etwa eine verminderte Funktion der Plazenta oder ein zu hohes Geburtsgewicht. Ein überschrittener Geburtstermin ist die häufigste Ursache für eine Einleitung der Geburt.
- Vorzeitiger Blasensprung ohne Wehen: Wenn das Fruchtwasser abgeht, aber keine Wehen einsetzen, kann das Risiko für Infektionen steigen.
- Wachstumsverzögerung beim Baby: Wird das Kind im Bauch nicht mehr optimal versorgt, kann eine frühere Geburt sinnvoll sein.
- Schwangerschaftsdiabetes, Bluthochdruck oder Präeklampsie (Schwangerschaftsvergiftung): Diese Erkrankungen erhöhen das Risiko für die werdende Mutter und das Kind und können eine frühzeitige Entbindung notwendig machen.
- Psychische oder körperliche Belastungen: Auch extreme Erschöpfung, Angst oder andere individuelle Faktoren können mit in die Entscheidung einfließen.
Gleichzeitig solltest du wissen, dass es unter Fachleuten umstritten ist, ob eine Geburtseinleitung wirklich die Risiken für das ungeborene Baby senken kann. Auch kann eine Einleitung selbst Risiken für den Verlauf der Geburt mit sich bringen. So individuell wie jede Schwangerschaft, so individuell ist demnach auch die Entscheidung über eine Einleitung. Sie sollte niemals leichtfertig getroffen und immer gut abgewogen werden.
Ab wann werden Geburten gewöhnlich eingeleitet?
Ist der Geburtstermin überschritten, wird die Schwangere engmaschig betreut. So findet ab nun alle zwei bis drei Tage eine CTG-Untersuchung zur Überprüfung der Herztöne und der Wehentätigkeit statt. Auch die Fruchtwassermenge wird regelmäßig kontrolliert. Im Einzelfall wird nun abgewogen, ab wann eine Geburtseinleitung sinnvoll sein kann. Dabei werden auch die individuellen Risikofaktoren (wie etwa das Alter der Schwangeren, die Menge des Fruchtwassers oder medizinische Besonderheiten) berücksichtigt.
Gemäß der aktuellen Leitlinie sollte eine Geburtseinleitung je nach Risikofaktoren ab SSW 41+0 angeboten werden. Ab SSW 41+3 empfehlen Ärzte/Ärztinnen meist eine Einleitung und ab SSW 42+0 sollte laut Leitlinie eine Einleitung durchgeführt werden, um mögliche Risiken einer Übertragung zu vermeiden – zum Beispiel, dass die Plazenta nicht mehr ausreichend funktioniert oder das Baby im Mutterleib zu groß wird.
Wenn jedoch Komplikationen auftreten – zum Beispiel bei einem Blasensprung ohne Wehen oder gesundheitlichen Problemen der Mutter – kann auch schon früher eingeleitet werden, zum Teil bereits ab der 37. Schwangerschaftswoche. Wichtig ist dabei immer die enge Begleitung durch ein medizinisches Team.
Du brauchst übrigens nichts überstürzen. Auch bei einer Empfehlung zur Einleitung hast du in vielen Fällen noch Zeit, dich zu informieren, Fragen zu stellen und eine Entscheidung zu treffen. Hebammen und Ärzte/Ärztinnen nehmen sich immer gerne Zeit, um dir alles genau zu erklären.
Medikamentöse Methoden der Geburtseinleitung
Wenn der Körper noch keine deutlichen Signale für eine bevorstehende Geburt sendet, gibt es verschiedene medizinische Möglichkeiten, Wehen auszulösen. Die Wahl der Einleitungsmethoden hängt davon ab, wie „geburtsbereit“ dein Körper bereits ist – insbesondere, wie weich und geöffnet dein Muttermund bereits ist.
1. Prostaglandin
Prostaglandine sind Hormone, die helfen, den Muttermund weicher und geburtsbereit zu machen. Sie können als Vaginalgel, Zäpfchen oder Tabletten verabreicht werden. Häufig wird das Präparat Misoprostol eingesetzt. Je nach Situation bekommst du eine Dosis im Kreißsaal und wirst dann engmaschig überwacht.
Die Wirkung setzt manchmal schnell ein – in anderen Fällen dauert es Stunden oder sogar einen Tag, bis sich Wehen entwickeln. Wenn die erste Dosis nicht ausreicht, kann sie in der Regel nach etwa sechs Stunden wiederholt werden.
2. Oxytocin
Wenn der Muttermund bereits weich und etwas geöffnet ist, aber die Wehen noch ausbleiben oder zu schwach sind, kann das Hormon Oxytocin helfen. Dieses wird über eine Infusion (Wehentropf) verabreicht und regt die Gebärmutter zu regelmäßigen Kontraktionen an. Auch hierbei erfolgt eine engmaschige Überwachung mit dem CTG, bei dem die Wehen und die Herztöne des Babys aufgezeichnet werden. Hierdurch sollen zu starke Wehen vermieden werden. Zudem kann man so schnell auf Stresszeichen des Babys reagieren.
Mechanische Methoden zur Einleitung der Geburt
Nicht immer sind Medikamente notwendig. Es gibt auch mechanische Methoden, um den Geburtsbeginn sanft anzustoßen – manchmal sogar als erster Schritt, bevor Medikamente zum Einsatz kommen.
1. Ballonkatheter (Foley-Katheter)
Hierbei handelt es sich um einen kleinen Ballon, der vorsichtig in den Gebärmutterhals eingeführt und dort mit etwas Flüssigkeit gefüllt wird. Durch den Druck auf den Muttermund wird dessen Reifung angeregt – und in manchen Fällen setzen auch Wehen ein. Dies kann etwas unangenehm und manchmal schmerzhaft sein. Meist sind die Frauen aber sehr zufrieden mit dieser Methode der Geburtseinleitung. Der Vorteil: Der Körper reagiert oft auf natürliche Weise und das Risiko für starke Wehenstürme ist geringer als bei manchen Medikamenten.
2. Eipollösung
Beim sogenannten Eipollösen oder „Stripping“ führt die Hebamme oder der Arzt/die Ärztin vorsichtig einen Finger in den Muttermund ein und löst mit einer kreisenden Bewegung die Eihäute von der Gebärmutterwand. Das kann die Ausschüttung von körpereigenem Prostaglandin anregen. Manche Frauen empfinden das als schmerzhaft und unangenehm. Manchmal kommt es auch zu einer leichten vaginalen Blutung. Dies ist aber kein Grund zur Sorge.
Diese mechanischen Methoden können auch mit Hormonen zur Geburtseinleitung kombiniert werden.
Gibt es Risiken durch eine Einleitung der Geburt?
Jede Geburt ist einzigartig – und jede Einleitung verläuft anders. Viele Frauen bringen ihr Kind durch eine Einleitung auf ganz natürliche Art und Weise zur Welt. Dennoch ist es wichtig, auch die möglichen Risiken zu kennen.
Mögliche Nebenwirkungen können sein:
- Stärkere oder längere Wehen: Einige Frauen empfinden die Wehen bei einer eingeleiteten Geburt als intensiver oder als weniger „natürlich“. Das liegt daran, dass der Körper nicht ganz von selbst in den Geburtsprozess startet und die schwangere Frau auf Wehen “wartet”.
- Längere Geburtsdauer: Insbesondere, wenn der Muttermund noch unreif ist, kann die Einleitung länger dauern.
- Mehr medizinische Eingriffe: Nicht selten zieht eine Geburtseinleitung weitere medizinische Maßnahmen nach sich. So ist das Risiko für Interventionen wie zum Beispiel für eine PDA, für den Einsatz einer Saugglocke oder für einen Kaiserschnitt erhöht.
- Wehensturm: Bei zu starker Reaktion auf Oxytocin oder Prostaglandine kann es zu sehr häufigen und starken Wehen kommen, die das Baby und die Mama belasten können. Deshalb ist eine sorgfältige Überwachung von großer Bedeutung.
Wichtig: Die Entscheidung für eine Einleitung wird nie leichtfertig getroffen. Sie dient immer dem Ziel, Mutter und Kind bestmöglich zu schützen.
Wie kannst du die Wehen auf natürliche Weise anregen?
Vielleicht möchtest du zunächst sanfte, natürliche Wege ausprobieren, um deinem Körper zu signalisieren, dass es losgehen darf. Auch wenn diese Hausmittel nicht immer wirken – viele Frauen empfinden sie als angenehm, entspannend und aktivierend. Wichtig ist: Bitte sprich vorab mit deiner Hebamme oder deinem Arzt/deiner Ärztin, ob sie für dich geeignet sind.
Hier einige bewährte Methoden:
- Bewegung und Spaziergänge: Sanfte Bewegung, zum Beispiel Spazierengehen oder leichtes Treppensteigen, fördert die Durchblutung und kann die Gebärmutter zur Aktivität anregen.
- Entspannungsbäder: Ein warmes Bad kann helfen, den Körper zu entspannen – manchmal setzt dabei sogar die Wehentätigkeit ein. Wichtig: Achte auf angenehme Wassertemperaturen (heiße Bäder belasten den Kreislauf viel zu sehr, darum bitte ca. 37 °C als Badetemperatur wählen) und bleib nicht zu lange im Wasser.
- Sex: Klingt überraschend, kann aber eine natürliche Methode der Geburtseinleitung sein: Im Sperma befinden sich natürliche Prostaglandine – und auch der Orgasmus kann die Gebärmutter aktivieren. Natürlich nur, wenn du dich wohlfühlst. Auch eine Stimulation der Brustwarzen kann helfen, dass die Wehen schneller einsetzen. Wie beim Orgasmus wird hierbei von deinem Körper nämlich Oxytocin ausgeschüttet.
- Bauchmassagen und Akupressur: Massagen mit einem warmen Öl, sanfte Druckpunkte, Akupressur und Akupunktur können ggf. Wehen fördern. Für die Massage kannst du ein spezielles Wehen- oder Geburtsöl mit ätherischen Substanzen wählen. Nachtkerzenöl wird beispielsweise direkt zur Muttermundmassage angewendet. Auch hier ist es gut, sich von einer Hebamme oder erfahrenen Fachkraft begleiten zu lassen.
- Himbeerblätter- oder Eisenkrauttee: Himbeerblättertee wird oft zur Geburtsvorbereitung eingesetzt – er soll den Muttermund weicher machen. Eisenkrauttee wird eher zur Wehenförderung verwendet. Wichtig: Wirkliche wissenschaftliche Nachweise für die Wirksamkeit gibt es derzeit nicht. Bitte nur nach Absprache mit deiner Hebamme oder deinem Frauenarzt/deiner Frauenärztin verwenden.
Wichtig ist: Diese Methoden helfen nur dann, wenn dein Körper wirklich bereit ist. Du kannst sie nicht „erzwingen“. Und das ist auch gut so – dein Baby und dein Körper wissen oft ganz genau, wann der richtige Zeitpunkt gekommen ist.
Eine Geburtseinleitung kann für viele werdende Eltern eine herausfordernde Vorstellung sein. Vielleicht hattest du dir gewünscht, dass dein Baby von selbst den Startschuss gibt. Diese Gedanken sind völlig verständlich – und es ist in Ordnung, sich dabei auch unsicher oder traurig zu fühlen.
Gleichzeitig ist eine Einleitung manchmal der richtige Schritt, um dich und dein Baby bestmöglich zu schützen. Dank moderner Methoden, individueller Betreuung und viel Erfahrung im Kreißsaal gelingt es heute sehr häufig, auch nach einer Einleitung eine selbstbestimmte, kraftvolle Geburt zu erleben.
Sprich offen mit deiner Hebamme oder deinem Arzt, stelle Fragen, äußere deine Wünsche. Es ist die Geburt deines/eures Babys und dein Start als Mutter - bzw. in eure Elternrolle – und du darfst selbstbewusst und gut informiert mitentscheiden.